Der Tag klingt im Bouquet eines Württembergers aus. Lieblich senkt sich die Nacht über die ausdampfende Sommerstadt. Eingebettet in den Duft von Lavendel und Petunien wiegen sich die Gedanken ein. Kein Geräusch stört die nächtliche Zwiesprache mit mir selbst auf dem Balkon der Träume.
Ich habe heute etwas getan, wofür ich vor zweiunddreißig Jahren, in einem anderen Leben, das ich auch nach so langer Zeit nicht abstreifen kann, im Knast gelandet wäre. Verhört, gedemütigt … Schlimmeres nicht ausgeschlossen.
Dass ich heute auf die Straße gehen durfte, um meinen Unmut zu äußern, ein Zeichen zu setzen gegen drohendes Unrecht und gleichzeitig meine Solidarität zu bekunden mit denjenigen, die für mich etwas tun, die ihre Zeit und ihren Kopf hinhalten, damit Recht Recht bleibt und das alles ohne Gefahr zu laufen, im Knast zu landen, das ist nicht selbstverständlich.
Es ist ein von Frauen und Männern erkämpftes Recht, das Eingang gefunden hat in unsere Demokratie. Selbstverständlich ist das also nicht. Und ich habe heute erfahren dürfen, wie es sich anfühlt, Teil einer Geschichte zu sein, die sich täglich neu fortschreibt.
Ein gutes Gefühl in der einbrechenden Dunkelheit – ausnahmsweise mal nicht metaphorisch gemeint.
/c/ monika Kafka, 07/13